Ungläubiges Kopfschütteln auf Herrenberger Seite nach Abpfiff des württembergischen Finales zwischen den beiden Oberliga-Staffelsiegern. Viel vorgenommen hatte man sich vor diesem Spiel in der imposanten Murrtal-Arena in Backnang mit den zahlreich mitgereisten Fans im Rücken, wenig davon konnte man auf dem Spielfeld umsetzen. In einem äußerst einseitigen Finale deklassierte Blau-Weiß Feldkirch aus Österreich die Juniorenhandballer aus Herrenberg mit 22:36.
Schon zu Spielbeginn war der SG H2Ku die Nervosität anzumerken – stockend lief der Ball im Angriff, uninspiriert ging man gegen die kompakte Abwehr von BW Feldkirch in die Zweikämpfe und technische Fehler führten zu zahlreichen Ballverlusten. Einziger Lichtblick bis dahin war Kreisläufer Jannis Engau, der beim Stand von 7:9 in der 14. Spielminute bereits vier Treffer erzielt hatte, was den Trainer des BW Feldkirch auch zur ersten Auszeit zwang. Cheftrainer Tim Gauß war sehr froh um die Maßnahme seines Gegenüber: „Ich war auch kurz davor, die Time-Out Karte zu legen, denn mit unserem Spiel war ich bis dahin auch nicht sonderlich zufrieden. In der Abwehr fehlte die Absprache, im Angriff trafen wir in fast jeder Aktion die falsche Entscheidung.“ Vier Minuten später, als seinen Schützlingen beim Stand von 7:13 das Spiel zu entgleiten drohte, trat der SG Trainer dann doch selbst den Weg zum Zeitnehmertisch an. Ändern konnte dies am Spielverlauf leider nichts, bis zur Halbzeitpause gelangen der SG H2Ku nur zwei weitere Tore, beim Stand von 9:17 wurden die Seiten gewechselt. Der deutliche Rückstand zwang die Herrenberger dazu, bereits zu Beginn der zweiten Hälfte ins Risiko zu gehen und auf eine offensive Abwehr umzustellen, um Ballgewinne zu generieren. Und diesen Gefallen sollte ihnen der Kontrahent auch tatsächlich erweisen, allerdings gelang es nicht, dies in Tore umzumünzen, was den Herrenberger Trainer sichtlich ratlos machte: „Spätestens in dieser Phase war mir klar, dass wir das heute nicht mehr drehen werden. Nicht einmal die einfachsten Dinge haben wir hinbekommen. Das war reine Kopfsache, anders kann ich mir eine derart desolate Leistung nicht erklären. Neben dem ohnehin schon vorhandenen Nervenflattern waren die Jungs durch die Phase vor der Halbzeit komplett verunsichert.“ BW Feldkirch ließ sich von den eigenen Fehlern allerdings nicht nervös machen und verwaltete den komfortablen Vorsprung, der immer um die zehn Tore schwankte, souverän. Sechs Minuten vor Schluss, beim Stand von 18:29 aus Herrenberger Sicht wurde auch das offensive Abwehrkonzept verworfen, mit dem Appell, das Spiel wenigstens couragiert zu Ende zu spielen, da man „sich gefährlich nah an der Grenze zur Peinlichkeit befand“, wie Co-Trainer Amil Besic nach dem Spiel anmerkte. In die gleiche Kerbe schlug auch Trainer Gauß, nachdem alle Beteiligten vom Schlusspfiff erlöst wurden: „Was wir heute gezeigt haben, war diesem Finale nicht würdig. Der kollektive Blackout tut extrem weh, weil wir eigentlich sehr gut vorbereitet waren und Feldkirch nichts spielte, was für uns überraschend war. Sie waren uns heute aber meilenweit überlegen, was Einsatzwille in der Abwehr und Effizienz im Angriff angeht.“
SG H2Ku Herrenberg: Peter, Stahl F. (beide im Tor), Tofan-Chislingher (2), Koimsidis, Engau (6), Rau (2), Schanbacher, Schuhmacher (1), Lasovic (1), Brenner (2), Broß (4/2), Zimmer, Stahl L. (1), Schmid (3)