Herrenberg (gb) – Die Qualifikation wurde mit gleich drei Turnieren zu einem Marathon, am Ende aber erreichten die A-Jugendhandballer der SG H2Ku Herrenberg das angepeilte Ziel: Das Team des Trainer-Trios Nicolas Rhotert, Markus Guse und Jochen Klingovsky spielt ab September in der Oberliga. „Großes Kompliment! Die Jungs haben überragende Leistungen gezeigt“, sagt Chefcoach Nicolas Rhotert, „sie mussten sich durchbeißen, haben Charakter und Willensstärke bewiesen. Wir werden in der Oberliga auf einige der stärksten Teams aus Baden-Württemberg treffen. Das wird eine echte Herausforderung.“ Wie eine derart schwierige Aufgabe zu bewältigen ist? Hat der SG-Nachwuchs in den vergangenen Wochen gezeigt.
Los ging es Ende April – mitten in der Abi-Vorbereitungszeit – mit der Regionalliga-Qualifikation. Für diese hatten die Trainer vor allem gemeldet, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo ihre Mannschaft steht. Danach waren sie sicher, dass sie bereit ist für die nächsten Prüfungen. Gegen Gastgeber HSG Konstanz, der die A-Jugend-Bundesliga anstrebte, stand es nach 27 der 40 Minuten 13:13, erst danach zog der haushohe Favorit davon. Und auch gegen den Dauer-Regionalligisten MTG Wangen hielt der SG-Nachwuchs hervorragend mit. Im bedeutungslosen dritten Duell gab es zwar aufgrund höchst umstrittener Schiedsrichter-Entscheidungen in letzter Sekunde die dritte Niederlage (25:26), das Fazit von Markus Guse fiel dennoch rundum positiv aus: „Unser Team hat voll überzeugt und sich gegen sehr starke Gegner super behauptet. Das gibt uns enorm viel Zuversicht.“
Die Voraussetzungen vor der ersten Runde der Oberliga-Qualifikation waren klar: In Biberach musste Rang eins her, um als Gruppensieger den direkten Sprung in den erlesenen Kreis der 20 baden-württembergischen Oberligisten zu schaffen, nur der Zweitplatzierte erspielte sich eine weitere Chance. Und dann passierte, was alle vermeiden wollten: Nach zweistündiger Anfahrt machte die SG morgens um 10.40 Uhr ihr einziges wirklich schlechtes Spiel der vergangenen Wochen, unterlag gegen den TSV Knittlingen nach 25 Minuten mit 11:13 – und stand fortan enorm unter Druck. Um die Chance zu wahren, mussten nun drei Siege her. Danach lieferten die SG-Talente in jedem der drei Endspiele ab, schlugen die Sport-Union Neckarsulm (13:10), Gastgeber TG Biberach (15:9) und die Spvgg. Mössingen (14:6) deutlich. Am Ende reichte es im Vergleich mit dem punktgleichen TSV Knittlingen aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs aber trotzdem nur zu Rang zwei. „Respekt vor den Knittlingern, die sich mit nur einem Auswechselspieler super geschlagen haben“, sagte Nicolas Rhotert, „für uns war es ein bittersüßes Turnier. Wir waren in Summe die beste Mannschaft, haben Platz eins aber verpasst.“ Weshalb es in die dritte Runde ging.
Am Sonntag traf die SG auf vier andere Gruppen-Zweite der ersten Oberliga-Quali – und wuchs über sich hinaus. In den ersten beiden Spielen gegen die höher eingeschätzten Teams der JSG Hemsbach/Laudenbach und der HRR Meißenheim/Nonnenweier/Ottenheim zeigten die Gäu-Handballer, zu was sie fähig sind: Weil Mattheo Gauß (doppelter Bänderriss) fehlte, waren Kapitän Lenny Lohrer, Yanick Bross und Mats Guse besonders gefordert – dieser Druck hemmte sie aber keineswegs. Im Gegenteil. Sie bildeten den stärksten Rückraum des Turniers, zusammen mit dem treffsicheren Linksaußen Alexander Rau entwickelten sie enorme Torgefahr. Mindestens ebenso beeindruckend war die Defensivleistung. Abwehrchef Ben Lifka sowie die Zweikampfspezialisten Jannis Engau und Aaron Müller hielten die SG-Verteidigung zusammen, für deren Leistung es sogar Komplimente der gegnerischen Trainer gab. „Wir waren hart, aggressiv und schnell auf den Beinen, haben unsere Kontrahenten in keinem Moment zur Entfaltung kommen lassen“, lobte Markus Guse, „so gut sind wir hinten noch nie gestanden. Darauf können wir alle zusammen stolz sein!“
Lohn waren ein unerwartet klarer Sieg gegen die JSG Hemsbach (18:14 nach 18:10-Führung) und ein völlig überraschender Erfolg gegen den körperlich klar überlegenen Top-Favoriten aus Meißenheim (15:14 nach 15:11-Führung), gegen den Lenny Lohrer (6 Tore) sein bestes Spiel der gesamten Qualifikation machte. Anschließend sicherte sich die SG durch ein 14:14 gegen Gastgeber SG Remstal (nach 14:11-Führung) und ein 17:11 gegen das Team Stuttgart 2 mit 7:1 Punkten nicht nur den Gruppensieg, sondern auch souverän die angestrebte Qualifikation für die Oberliga. „Das waren harte Wochen, in denen die Mannschaft ihr volles Potenzial ausschöpfen musste – das ist ihr, von einer Ausnahme abgesehen, überragend gelungen“, sagte Markus Guse, während Nicolas Rhotert schon vorausblickte: „In den nächsten Wochen können wir es ein bisschen ruhiger angehen lassen – dann beginnt die Vorbereitung auf eine Oberliga-Saison, die zur nächsten großen Herausforderung wird.“
Vor der, das ist in den drei Qualifikations-Runden klar geworden, allerdings niemand bange sein muss.
SG H2Ku Herrenberg: Felix Peter, Fynn Stahl (Tor), Yanick Bross (42 Tore in den drei Qualifikations-Turnieren), Lenny Lohrer (40), Alexander Rau (25), Mats Guse (25), Ben Lifka (15), Jannik Röhm (8), Mattheo Gauß (7), Florian Schauperl (4), Jannis Engau (3), Aaron Müller (3), Lukas Gregor (3), Philipp Mester (1), Julian Held, Paul Weingärtner, Tudor Tofan.