Das Zauberwort heißt Selbstvertrauen
SG H2Ku setzt sich nach einer überzeugenden Leistung deutlich gegen Schozach-Bottwartal durch.
Sie können es doch noch. Im Kellerduell der 2. Handball-Bundesliga gewannen die Frauen der SG H2Ku Herrenberg das Württemberg-Derby gegen die SG Schozach-Bottwartal klar und deutlich mit 32:23 (15:16). Grundlage des Erfolgs war eine beeindruckende Leistung in der zweiten Halbzeit. Durch den Sieg gaben die Kuties die rote Laterne des Tabellenletzten gleich an den Gegner weiter.
Die letzten beiden Aktionen einer am Ende einseitigen Partie gehörten noch einmal Laura Waldenmaier. Die Torfrau von H2Ku war mit ihren fünfzehn Paraden in 35 Minuten Einsatzzeit einer der Garanten für diesen in der Deutlichkeit kaum zu erwartenden Doppelpunktgewinn. Aber auch sonst lohnt sich in diesem Fall einmal der Blick auf die Statistik des Spiels. Neben der imponierenden Quote im Tor gab es bei der Partie in der Markweghalle keinen einzigen Wert, bei dem die Gäste die Nase vorn hatten. Natürlich war nicht alles Gold, was im Widerschein des Sieges glänzte, aber es war schon beeindruckend, dass sich keine der SG-Spielerinnen auf Seiten der Gastgeberinnen mehr als einen Fehlwurf leistete. Da konnten die technischen Fehler, die ab und an das Angriffsspiel der SG H2Ku bremsten, leicht verschmerzt werden.
Von diesen Werten konnte aber zu Beginn der Partie noch niemand ahnen, denn zunächst musste erst einmal die schlechte Nachricht verdaut werden, dass Marie Beddies mit einer Verletzung am Daumen nicht eingesetzt werden konnte. Die quirlige Rückraumspielerin wurde in der Startaufstellung von Ronja Slawitsch ersetzt, die in der bisherigen Saison meist mit Abwehraufgaben betreut wurde. „Vielleicht hätte ich Ronja ohnehin gleich zu Beginn gebracht, da die beiden Torhüterinnen. von Schozach ihr Wurfbild nicht im Repertoire hatten“, verriet Hans Christensen. Dieser Plan ging gleich zu Beginn auch auf. Nach vier Minuten netzte Slawitsch zum 3:1 ein und sorgte unter den 200 Zuschauern, sofern sie nicht zur Fangemeinde aus dem Bottwartal gehörten, für eine gute Auftaktstimmung.
Als Lea Neubrander dann nach acht Minuten zum 5:2 traf, schien das Spiel schon recht früh in den gewünschten Bahnen zu laufen. Doch eine kurze Schwächephase über gerade einmal fünf Minuten ließ aus dem fragilen 6:4 ein 7:9 für den Tabellenvorletzten machen. Die am Ende zehnfache Torschützin Lea Neubrander bereitete diese Durststrecke dann mit dem Anschlusstor ein Ende. Eine andere Akteurin setzte dann aber bis zum Pausenpfiff die besonderen Akzente. Tyra Bessert traf beim 15:13 in der 27. Minute zum dritten Mal innerhalb von fünf Minuten und wäre doch noch fast zur tragischen Figur geworden, als sie kurz vor der Pause nach einem technischen Fehler im Rückzug einen Siebenmeter und noch zusätzlich eine Zeitstrafe verursachte. „Das wär ärgerlich und unnötig“, befand dann auch später Hans Christensen. So ging es mit einem 16:15 für die Gäste in die Pause.
Mit der Hypothek der Unterzahl, einem Tor Rückstand und Ballbesitz für Schozach starteten die Kuties allen Befürchtungen eines schlechten Starts zum Trotz in den zweiten Durchgang hochkonzentriert. Über eine Abwehrarbeit, die dem Gegner kaum einen Zentimeter Raum zur Entfaltung gab und einer überragenden Laura Waldenmaier im Tor holten sich die Gastgeberinnen das Selbstvertrauen, das in den zurückliegenden Spielen so schmerzlich vermisst wurde. Das beste Beispiel dafür war der Rückraum um Tyra Bessert, Tammy Kreibich, Svenja Graebling und Ronja Slawitsch. Letztere bekam für ihre Leistung in Abwehr und Angriff nach der Partie noch ein Extralob von Trainer Christensen. Erweitern ließ sich das auch noch auf die Außen Maxime Luber, die insgesamt sechs Mal traf. Durch diese gezeigten Leistungen konnte auch Torjägerin Lea Neubrander entlastet werden, die sich auf die sicheren Würfe beschränken konnte.
Eine Viertelstunde vor dem Ende hatte die Defensivleistung der Kuties auch am Ergebnis Spuren hinterlassen. Mit dem 24:19 durch Tammy Kreibich ging es in die letzten fünfzehn Minuten. Damit war die Leidenszeit für die SG Schozach-Bottwartal allerdings noch nicht vorbei. Erneut Tammy Kreibich sorgte acht Minuten vor dem Ende mit dem 29:20 für den höchsten Vorsprung des Spiels.
Dass es am Ende kein zweistelliger Vorsprung wurde, war auch der Moral der Gäste geschuldet, die bis zum Abpfiff kämpferisch alles gaben. Gegen eine Mannschaft, die sich an diesem Abend als mannschaftlich geschlossene Einheit auf dem Parkett präsentierte, reichte das allerdings nicht. „Wir haben im zweiten Durchgang den Weg in die Tiefe vermissen lassen“, benannte Gästecoach Jürgen Krause einen der Gründe für die schwache Angriffsleistung seiner Mannschaft im zweiten Durchgang. Mit ganzen sieben Treffern nach der Pause war dies auch eindeutig ablesbar.
Deutlich zufriedener zeigte sich natürlich Hans Christensen auf Seiten der SG H2Ku nach dem Schlusspfiff. „Wir haben heute ohne Angst agiert. Vor dem Charakter der Mannschaft kann ich nur den Hut ziehen“, zollte der Coach der Herrenbergerinnen der Mannschaft seinen Respekt.
SG H2Ku: Waldenmaier, Weiss; Schoeneberg, Bühler, Graebling (4), Bessert (4), Slawitsch (2), Neubrander(10/davon 2 Siebenmeter), Padutsch (2), Luber (6), Kreibich (3), Griesser (1), Klobucar
Peter Gebhardt