Die Gründe für die nicht beantragte Lizenz der SG H2Ku Herrenberg
Von Peter Gebhardt 16.01.2023
Die Nachricht schlug zuletzt ein wie ein Blitz. Die SG H2Ku Herrenberg wird keine Lizenz mehr für die 2. Handball-Bundesliga der Frauen beantragen und wagt einen Neuanfang eine Klasse tiefer. Die Gründe sind vielfältig und liegen nicht nur in den Finanzen begründet.
Das ist ein echter Paukenschlag. Nach neun Jahren in der 2. Handball-Bundesliga der Frauen verlässt die SG H2Ku Herrenberg am Ende der Saison die zweithöchste deutsche Spielklasse – freiwillig. Die Spielgemeinschaft aus dem Gäu wird keine Lizenz mehr beantragen. Der bis vorige Woche geführte sportliche Kampf um den Klassenerhalt ist damit vorzeitig beendet. Nicht aber der Spielbetrieb, die Runde soll auf jeden Fall zu Ende gespielt werden.
Am späten Donnerstagabend war es besiegelt. Die Mannschaften wurden fast zeitgleich informiert. Der Schock saß bei den Spielerinnen tief. „Wir sehen keine andere Lösung. In unserem ehrenamtlich geführten Verein haben wir auf Dauer nicht die Möglichkeiten, die immer höheren Anforderungen rund um den Spielbetrieb der 2. Bundesliga langfristig zu stemmen“, teilte Katja Rhotert der Öffentlichkeit mit. Die Betonung dieses Statements der H2Ku-Geschäftsführerin liegt dabei wohl auf der Langfristigkeit. Denn der Rückzug hat auch Gründe, die in der Zukunft liegen.
„Die Handball-Bundesliga Frauen treibt ihre Professionalisierung immer weiter voran. Das ist für uns mit immer höheren Kosten verbunden“, so Rhotert weiter. Als jüngstes Beispiel sieht sie die Bezahlschranke ab der kommenden Saison für die bisher kostenlosen Livestreams: „Wir werden es dadurch deutlich schwerer haben, potenziellen Sponsoren Präsenz auf der neuen Plattform zu vermitteln.“ Zudem wird durch die geplante Verringerung der Teams in der nationalen Beletage der Kampf um den Klassenerhalt eine Etage tiefer wohl auch zu einem Wettrüsten führen. Dies kann und will man in Herrenberg jedoch nicht mitmachen.
Pläne der HBF sind nur ein Puzzlestein der Gesamtsituation
Den schwarzen Peter will der Verein der HBF aber nicht zuschieben. Es sei nur ein Puzzlestein der Gesamtsituation. „Insgesamt steigen die Kosten in allen Bereichen“, weiß Katja Rhotert. Allein die Auswärtsfahrten in den Norden von Deutschland schlagen regelmäßig heftig ins Kontor. Wobei der finanzielle Aspekt nur die eine Seite der Medaille ist. Im vergangenen Jahr, als eine deutliche Lücke im Etat öffentlich wurde, sind die Bemühungen in diesem Bereich durchaus erfolgreich gewesen. Deshalb kann der Spielbetrieb auch bis zum Ende der Saison aufrechterhalten werden. Ein vorzeitiger Ausstieg wäre zudem wohl auch deutlich teurer.
Das Thema Ehrenamt ist aber eine weitere wichtige Seite. „Wir können mit unseren ehrenamtlichen Strukturen gar keine 2. Bundesliga mehr stemmen“, verdeutlicht Geschäftsführerin Rhotert. Und den stets hervorgehobenen familiären Pfad will man in Herrenberg auch gar nicht verlassen.
Kämpferische Ansage zum Neuanfang in der 3. Liga
Das Ende der Zeit in der 2. Bundesliga soll aber keineswegs das Ende des Frauenhandballs bei H2Ku sein. „Wir wollen weiter leistungsorientierten Frauen-Handball spielen.“ Die Aussage von Katja Rhotert aus der offiziellen Pressemitteilung klingt kämpferisch und darf nach ihrer Lesart auch gerne so verstanden werden. Der Neuanfang soll in der 3. Liga gemacht werden.
„In den folgenden Tagen und Wochen werden wir intensive Gespräche führen, sowohl mit der ersten als auch der zweiten Mannschaft“, kündigt Hagen Gunzenhauser an. Der sportliche Leiter der SG soll nach dem Willen des Vereins weiter an Bord bleiben und den Neuaufbau begleiten. Auch wenn es positive Signale gibt, wird es wohl noch etwas dauern, bis hier Klarheit herrscht. Das könnte sicher auch damit zusammenhängen, wie die beiden Teams zukünftig aussehen.
Das geplante Drittligateam wird sich dabei in der Basis aus der jetzigen Oberligamannschaft zusammensetzen. Die Zweitvertretung hingegen könnte man sich dann gut in der Württembergliga, also eine Stufe tiefer wie bisher, vorstellen. Spannend wird dann sein, wieviele Spielerinnen der Zweitligamannschaft diesen neuen Weg mitgehen werden. Deshalb sprechen die Verantwortlichen des Vereins auch derzeit meist im Konjunktiv. Aber es fehlt nicht an Optimismus.
Zurück zu den Wurzeln
„Wir sehen das Ganze auch durchaus als Chance für uns. Dadurch kehren wir zu unseren Wurzeln als ehrenamtlich geführter Verein zurück und können so die Zukunft des Frauenhandballs hier bei uns selbst bestimmen“, freut sich Katja Rhotert auch irgendwie auf die Zukunft. Zuvor muss allerdings erst einmal die Gegenwart bewältigt werden. Dies allein wird schwierig genug. Die Mannschaft zumindest hat trotz des 24:25 am Wochenende im Heimspiel gegen Nürtingen eine kämpferische Antwort gegeben.