Dem Transfercoup rennt die Zeit davon

SG H2Ku verpflichtet kurz vor dem Saisonstart Torhüter Primoz Prost / Klassenerhalt heißt das Ziel für Saison / Samstag Heimauftakt gegen Schutterwald

Zwei Tage vor dem ersten Spiel der neuen Oberligasaison am Samstag (20 Uhr) in eigener Halle gegen den TuS Schutterwald hat die SG H2Ku Herrenberg auf die Verletzung von Torhüter Finn Hummel reagiert und mit der Verpflichtung von Primoz Prost einen echten Transfercoup gelandet.

Anfang der Woche musste sich Finn Hummel einer Schulteroperation unterziehen. Der Keeper der Herrenberger hatte sich die Verletzung in der Vorbereitung zugezogen und setzte die Verantwortlichen beim Oberligisten unter Handlungszwang. „Ich habe in den letzten Tagen so viel telefoniert wie selten zuvor“, atmet Hansi Böhm spürbar durch. Der sportliche Leiter der SG hatte schließlich in Oppenweilers Trainer Daniel Brack den entscheidenden Tippgeber. Der ehemalige slowenische Nationaltorhüter, der unter anderem beim TVB Stuttgart, Frisch Auf Göppingen, dort als zweifacher Europapokalsieger, und dem HB Montpellier aktiv war, hatte zuletzt für ein Jahr in Schweden gespielt und vor einer Woche das Amt des Torwarttrainers in Göppingen angetreten. Die letzte Station im schwedischen Ystad stellt jetzt aber das Problem dar. Dort liegt noch der Spielerpass. Bis spätestens Freitag 16 Uhr muss dieser beim DHB und bei der spielleitenden Stelle der Oberliga vorliegen. Wenn nicht, muss sich der Slowene noch eine Woche gedulden.

Fabian Gerstlauer im intensiven Gespräch mit Primoz Prost / Foto: P. Gebhardt

Primoz Prost wird zunächst in der 16 Spieltage umfassenden Vorrunde für die Herrenberger gemeinsam mit Torhüter Georg Mohr das Torhüter-Duo bilden. Hansi Böhm muss hier allerdings noch etwas einschränken: „Der Vertrag mit Frisch Auf hat Priorität. Sicher wird Primoz nicht komplett alle Partien bestreiten können“. Trotzdem dürfte die Verpflichtung des 40-jährigen Routiniers die Mannschaft mental noch einmal voranbringen – was im Hinblick auf eine schwere Saison sicher nicht das schlechteste ist. Denn für Fabian Gerstlauer steht fest: „Für uns zählt nur der Klassenerhalt“. Zum Großteil hat diese klare, aber bescheiden anmutende Zielstellung mit dem Umbruch im Team zu tun, den der Oberligakader zu verkraften hat. Viele erfahrene Spieler wie Sascha Marquardt, Marvin Seeger, Alexander Zürn oder Maximilian Bröhl stehen nicht mehr im Aufgebot der Herrenberger. Zudem fehlen Joshua Stöffler und Janne Böhm nach ihren schweren Verletzungen noch mehrere Monate. Die Neuzugänge brauchen auf der anderen Seite noch Zeit, um mit den anderen Spielern eine homogene Einheit zu bilden. Gute Ansätze sind allerdings schon deutlich erkennbar. Spieler wie Lukas Bechinka, Lukas Mäußnest, Peer Wisst oder auch Philipp Wanner könnten der Mannschaft sofort weiterhelfen.

Neben der Einschätzung der eigenen Leistungseinschätzung lohnt sich aber auch ein Blick auf die Konkurrenz. Schon in der mit neun Teams bestückten Staffel, die der SG H2Ku zugeordnet wurde, sind mit dem TSV Heiningen, dem TV Bittenfeld II sowie dem TSB Schwäbisch Gmünd drei Teams, die sich in der Vorsaison in der Tabelle vor den H2Ku-Männern einreihen konnten. Dazu kommen noch der TSV Weinsberg und als Aufsteiger der TuS Schutterwald. Vervollständigt wird die Staffel durch die drei Drittligaabsteiger TV Willstätt, TVS Baden-Baden und die SG Köndringen/Teningen.

Für das erste Spiel am Samstag sollen daher die Weichen gleich auf Sieg gestellt werden. Der TuS Schutterwald ist zumindest auf dem Papier einer der Gegner, die in der Tabelle hinter der SG H2Ku erwartet werden. Natürlich weiß auch Fabian Gerstlauer um die Brisanz der Partie: „Wir wollen die zwei Punkte“, lautet so auch die klare Vorgabe. Personell dürfte bis auf die Langzeitverletzten Janne Böhm, Joshua Stöffler und Finn Hummel der gesamte Kader für das Spiel in der Markweghalle  zur Verfügung stehen.



Es gibt noch viel zu tun

Die Oberligamänner der SG H2Ku Herrenberg haben auch in ihrem dritten Vorbereitungsspiel eine Niederlage einstecken müssen. Gegen die klassentiefere HSG Albstadt setzte es in der Haslacher Sporthalle ein deutliches 25:34 (15:18). Überzeugen konnten die Gastgeber nur in der ersten Viertelstunde.

Gleich auf fünf Spieler musste Herrenbergs Trainer Fabian Gerstlauer verzichten. Trotzdem trieb der Coach seine Spieler bei tropischen Temperaturen immer wieder aufs Gaspedal treten. Der Lohn war ein 4:1 nach wenigen Minuten. Die offensive Abwehr der SG H2Ku hatte zudem in den ersten zwanzig Minuten den Gegner noch gut im Griff. Das Problem: Sowohl im Angriff als auch in der Abwehr fehlten die Alternativen. „In unserer jetzigen Situation mit den vielen Verletzten ist das Gefälle im Team noch zu groß“, musste auch Fabian Gerstlauer erkennen.

Kein Durchkommen für Philipp Wanner / Foto: P. Gebhardt

So dauerte es bis zur 20. Minute, ehe die HSG Albstadt zum ersten Mal in Führung ging. Die ambitionierten Gäste, die unter anderem mit den früher höherklassigen Thomann-Brüdern Gregor und Julian, konnten den Vorsprung bis zur Pause auf 18:15 ausbauen. Auch in der zweiten Hälfte ergab sich für die Zuschauer kein anderes Bild. Vier bis fünf Treffer lagen die Gäste meist in Front. Zum Ende der Partie unterliefen den Herrenbergern zunehmend technische Fehler, die von den erfahrenen Gästen eiskalt ausgenutzt wurden. Viel mehr als das 25:34 aus Sicht der SG dürfte Coach Gerstlauer allerdings die Verletzung von Sven Schmitt schmerzen. Wie schwerwiegend dessen Fersenverletzung ist, wird sich in den kommenden Tagen herausstellen müssen.

Die SG H2Ku sucht Dich

Für die kommende Spielzeit sucht die SG H2Ku Herrenberg eine(n) Physiotheraut*in

Tränenreicher Abschied trotz eines Heimsieges für die SG H2Ku Herrenberg

Seit 2014 spielten die Handballerinnen der SG H2Ku Herrenberg in der zweiten Bundesliga – jetzt ist Schluss. Foto: Eibner/Dennis Duddek


Von Peter Gebhardt 29.05.2023

Die Handballfrauen der SG H2Ku Herrenberg siegen in ihrem letzten Spiel in der zweiten Bundesliga deutlich. Gegen die Kurpfalzbären aus Ketsch gibt es ein 34:23, ehe der große Abschiedsschmerz einsetzt.

Es war ein versöhnlicher Abschluss einer mehr als turbulenten Saison für die Handball-Zweitligafrauen der SG H2Ku Herrenberg. Das klare 34:23 (16:12) über die Kurpfalzbären aus Ketsch war am Ende jedoch fast nur ein schmückendes Beiwerk, als sich Spielerinnen und Zuschauer voneinander sowie aus der zweiten Bundesliga verabschiedeten.

„Wir haben heute alles umgesetzt, was wir uns auch vorgenommen haben“, sagte Hans Christensen, der mit dem Auftreten seiner Mannschaft zufrieden war. Bewusst hielt sich der Trainer der Kuties aber an diesem Abend im Hintergrund. Zum einen, weil er eben kaum in das überzeugende Spiel seines Teams eingreifen musste. Zum anderen überließ der Coach, der nur ein Jahr in Herrenberg wirkte, aus Respekt die Bühne den Spielerinnen, die in den vergangenen Monaten trotz des feststehenden Abstiegs durch den Lizenzverzicht kaum einmal mental erkennbare Verschleißerscheinungen offenbarten. 

Zum Abschluss ein Sieg

Und so begannen die Kuties gegen einen personell arg dezimierten Gegner wie die Feuerwehr, getreu dem Motte von Hans Christensen: „Das letzte Heimspiel einer Saison verliert man nicht“. Nach nicht einmal einer Viertelstunde traf die achtfache Torschützin Tanja Padutsch bereits zum 10:6. Die aufmerksame Abwehr mit einer überzeugenden Laura Waldenmaier im Tor tat ein Übriges, um zur Halbzeit beim 16:12 das Polster von vier Toren nicht mehr herzugeben. 

Die zweite Hälfte wurde dann endgültig zu einer sportlichen Party auf dem Spielfeld. Die Spielzüge gingen leicht von der Hand, die Abwehr stand weiter felsenfest. Und auch die nun im Tor agierende Marie Weiss sorgte für ein klares Herrenberger Plus auf der Torhüterposition.

Zudem wollten und konnten auch die Gäste aus Ketsch nicht den Spielverderber geben. Eine Viertelstunde vor dem Ende war durch die beste Torschützin der gesamten Liga, Lea Neubrander, mit dem 27:17 zum ersten Mal ein Vorsprung von zehn Toren herausgespielt. Svenja Graebling schließlich blieb es vorbehalten, mit dem 34:23 kurz vor dem Abpfiff das auf unbestimmte Zeit letzte Tor der Herrenberger Bundesligageschichte zu erzielen.

Wehmut ist bei allen dabei

Dem Freudenjubel zum Schlusspfiff mischten sich später dann aber auch viele Abschiedstränen bei. Fast sekündlich wechselten sich lächelnde und wehmütige Mienen in den Gesichtern aller Beteiligten in der Markweghalle ab. Der scheidende Trainer Hans Christensen sprach aus, was alle dachten: „Mir tut es unheimlich leid um den Frauenhandball in Herrenberg“. 

Der Weg der Spielerinnen geht indes in die verschiedensten Richtungen. Von der 1. Bundesliga und der 3. Liga bis zum Karriereende – oder einem zeitweisen Rückzug aus dem Handball überhaupt ist alles dabei. Nur Stephanie Schoeneberg wird in Herrenberg, dann in der Oberliga, weiterspielen. 

Dass die Moral der Mannschaft, die in alle Winde verstreut wird, trotzdem intakt ist, beweist aber auch die Tatsache, dass alle Spielerinnen gemeinsam die Abschlussreise noch in der Nacht nach dem Spiel antraten. 

SG H2Ku Herrenberg: Waldenmaier, Weiss; Neubrander (8/3 davon per Siebenmeter), Padutsch (8), Schoeneberg (4/1), Graebling (3), Grießer (2/1), Luber (2), Venth (2), Beddies (2), Slawitsch (1), Kreibich (1), Bessert (1), Bühler.

https://www.krzbb.de/inhalt.2-handball-bundesliga-frauen-traenenreicher-abschied-trotz-eines-heimsieges-fuer-die-sg-h2ku-herrenberg.31c469bf-9d91-4c8f-a2e9-9a5f67a9cf0d.html